Samstag, 20. September 2003

Baiona - Viana do Castilo(P) - Leixoes(P) - Figuera da Foz(P) - Nazare(P) - Peniche(P)

Nein, wir haben Euch und unsere Homepage nicht vergessen! Heute ist Samstag, der 20. September 2003 und wir liegen im Hafen der Halbinsel Peniche, so ziemlich der westlichste Punkt Portugals. Jetzt wollen wir erst mal erzaehlen, wie die letzten Tage so verlaufen sind:

Am Donnerstag, den 11.09.2003 haben wir den Hafen von Baiona vormittags verlassen, mit dem guten Vorsatz die naechsten zwei Tage durchzusegeln, um bis nach Lissabon zu kommen. Dieser Vorsatz war nach guten drei Stunden bei flachstem Wasser und weniger als O Windstaerken ueber den Haufen geworfen. Die Windaussichten, welche uns der Hafenmeister noch in Spanien offenbart hatte, sollten wohl wirklich eintreffen. Er sprach von eben diesen null Windstaerken. Spontan wie wir sind, haben wir erst mal Lissabon gestrichen und liefen am Abend des gleichen Tages den Hafen von Viana do Castilo in Portugal,unserem sechsten Land an.

Mal wieder eine neue Erfahrung fuer uns, da der Hafen etwa zwei Meilen oberhalb einer Flussmuendung lag. Zu unserem Glueck stand dieTide gut,so dass dieser Fluss mit dem auflaufenden Wasser entgegengesetzt seiner eigentlichen Fliessrichtung eine Stroemung hatte. Da wir beide noch nie in Portugal waren, waren wir doch sehr gespannt, was uns in diesem Land so erwarten wird. Beim Einsteuern in den Hafen winkte uns mal wieder ein freundlicher Hafenmeister, welcher zu unserer Ueberraschung sehr gutes Englisch sprach und wies uns direkt einen Liegeplatz am Steg zu. Es folgte das uebliche, Anlegebier, Ortserkundung zu Fuss, wobei wir feststellten, dass Portugal sehr sauber und freundlich ist und obendrein ein nettes Preisniveau hat, wie sich in den folgenden Haefen bis hier nach Peniche herausgestellt hat.

Am naechsten Morgen, Freitag den 12.09.2003 (die Geburtstagsmail hatten wir vorher vorsichtshalber schon in Auftrag gegeben, welche von unserer groessten Internethilfe Jorge puenktlich ins Netz gestellt wurde) verliessen wir zeitig den Hafen von Viana d.C. hoechst motiviert, heute auf See den passenden Wind zu finden und vielleicht doch weiter zu kommen, als bis zu dem Hafen von Leixoes, welchen wir am gleichen Abend leider unter Motor anlaufen mussten. Die Wettervorhersage, welche wir von einem Portugiesen zuvor erhalten hatten, und zwar Hitze ueber dem ganzen Land, ein Aussetzen des eigentlich fuer die Kueste typischen portugiesischem Norder oder auch Portugalpassat genannten Wind, sollte wohl fuer die naechsten 14 Tage eintreffen. Wir hatten und haben immer noch am Tage Temperaturen bis zu 35 Grad Celsius und das in Verbindung mit Windstille fuehrt im Allgemeinen zu einem Tauwetter fuer Dicke. Aber zurueck nach Leixoes. Der Hafen war eine Katastrophe. Er war umgeben von grauen hohen Mauern, welche in ihrer Funktion als Wellenbrecher bestimmt nuetzlich sind, aber eine Zumutung fuer jedes Auge darstellen. Dieser Hafen ist in Seglerkreisen sehr beliebt, da die wohl schoene Stadt Porto (hier kommt der Sandeman-Portwein her) in etwa 8 km Entfernung liegt. Die Anlaufmoeglichkeiten von Porto, so berichtete man uns, seien noch schlimmer, als der eingemauerte Hafen in welchem wir dann doch lagen. Das eigentliche Pflichtprogramm, den Besuch der Stadt Porto, haben wir wegen der 50-minuetigen Busfahrt in ueberfuellten und nach suedlaendischem Schweiss riechenden Vehiceln gestrichen. Stattdessen war Stefan am Strand, welcher der Haus-Surf-Strand von Porto war und gleich neben der Marina lag, den ganzen Nachmittag in einer netten Welle surfen. Der Ort (Stadt konnte man nicht sagen) gab sonst nichts her, weder ein Centrum, noch einen Supermarkt, noch sonst irgendetwas. Ohne Porto sind die da aufgeschmissen. Wir sind trotz der Mauer zwei Naechte in grosser Hoffnung auf brauchbaren Wind geblieben. Diese Hoffnung wurde leider nicht erfuellt und so sind wir am Sonntag den 14.09.2003 morgens um 6.30 Uhr (!!!) ausgelaufen mit dem Ziel Figuera da Foz (kurz: Fig-Foz). Diese 34 Seemeilen haben sich mehr oder weniger zu einer grossen internationalen Schwachwindregatta gestaltet, da sich mit uns an diesem Morgen 18 weitere Schiffe aus ganz Europa, Kanada und den USA auf den Weg nach Figuera machten. Auf dem Wasser war die ganze Kunst des Segelsports zu sehen. Ein Hollaender hatte auf diesen Schwachwindquatsch ueberhaupt gar keine Lust und motorte die ganze Strecke durch, mit dem Erfolg, nein, kein Pokal, sondern als erster durch die Zollabfertigung zu sein und einen guten Platz am Steg ergattert zu haben.Wir dagegen, mit unserer Sydney, welche bewiesenermassen bei Schwachwindregatten einen Hang zum Langsamen hat, kamen von dem Feld auch hier als letzte in den Hafen, mit dem Erfolg, nein, auch hier kein Pokal, sondern eine 90-minuetige Warteschleife vor der Zollabfertigung.

Kurze Erklärung: Beim Portugiesen ist es anders als in den Laendern, welche wir zuvor besucht hatten. Laeuft man in einen Hafen ein, muss man umgehend zum Zoll, welcher Personalien und Schiffspapiere sehen moechte, Fragen zu Tieren, Waffen und Alkohol stellt, dann wird tuechtig gestempelt, wie es sich fuer einen ordentlichen Beamten gehoert und dann darf man, wenn man Glueck hat wie in unserem Fall sich einen Liegeplatz suchen. Wir waren zwar die letzten, aber die kleinsten und somit gab es eine Luecke am Steg, genau gegenueber unserer hessischen Freunde Tina und Reiner. Auch in Fig-Foz blieben wir zwei Naechte, da es voraussichtlich das letzte Treffen mit den Hessen sein sollte und wir doch nochmal nette Geschichten austauschen und ordentlich alkoholische Getraenke zu viert konsumieren wollten. Dieser Ort machte auch einen symphatischen Eindruck, langer Sandstrand, schoene Altstadt und eine moderne Marina.

Dienstag Morgen, den 16.09.2003 haben wir uns den Wecker mal wieder zu einer unchristlichen Zeit gestellt, 06.00 Uhr !!!, um den naechsten Toern mit den anderen Yachten, welche sich alle, wie wir auch, auf der Suche nach dem "Endless summer" befinden, auszulaufen. Die Abfahrt verzoegerte sich wegen wirklich richtig ganz dickem unglaublichem ich-sehe-fast-nichts-Nebel auf ca. 09.00 Uhr. Beim Auslaufen aus dem Hafen, wo wir auch wieder einen Fluss ein Stueck herunterfahren mussten, stellten wir fest, dass sich die Sicht auf gute 30 m gebessert hatte. Die kleinen portugiesischen Fischerboote, die ja unbedingt in diesem Fluss ankern muessen, kamen bei einer Geschwindigkeit von 8 kn (mit Strom) fast zeitig in Sicht, so dass die Ausfahrt sich zu einem rasanten Slalomkurs gestaltete. Zwei Stunden dauerte diese very britische Wetterlage an bis endlich die Sonne den Kampf gewann und so konnten wir bei mal wieder unglaublichem spiegelglattem Wasser den Kurs auf Nazare absetzen.

Auf den 40 Seemeilen bis Nazare hat man immer wieder andere Leidensgenossen (motorende Segler) gesehen. Nachmittags im Hafen von Nazare, wo die Steganlage in unmittelbarer Naehe, wir sprechen hier von 30 m, neben einer Fischfabrik lag, wies uns der irische Hafenmeister Mike einen Liegeplatz zu. Mike war vor 5 oder 6 Jahren hier mal haengengelieben und machte seitdem einen auf Steghaeuptling. Er lebt mit seiner Frau auf einem mehr oder weniger, eher weniger, eigentlich gar nicht gut erhaltenem Segelboot und erzaehlt einem in etwa 12 Minuten seine ganze Lebensgeschichte. Sonst aber ein netter Kerl. Da der Hafen etwas abseits des Zentrums gelegen ist, liehen wir uns beim o. g. Mike in Verbindung mit Teil 2 der Lebensgeschichte zwei Fahrraeder und erkundeten per Damenminiklapprad und Mountainbike der Marke "fahr lieber nicht den Bordstein rauf und runter, da sonst dein Hinterreifen platzt" den Touristenort Nazare. Kleine Gassen, eine schoene Promenade und ein guter Preisleistungsburger machten uns diesen Ort symphatisch. Die Marke des Mountainbikes wurde nach dem Burger zum Programm und Stefan fuhr die 3 km zum Hafen auf der Felge zurueck (wir moechten uns hier offiziell bei Mike fuer den Platten entschuldigen).

Am Mittwoch, nach Ausschlafen und Fruehstueck hiess es wieder "Leinen los" mit Ziel Peniche. Die 25 Seemeilen bis Peniche gestalteten sich genauso unspektakulaer, wie die Seereisen der vergangenen Tage an der Kueste Portugals. Na ratet mal, natuerlich kein Wind. Dafuer gab es einen Bonus und zwar 36 Grad!, was uns zu abwechselnden "Eimerduschen" auf dem Vorschiff veranlasste. Das 17 Grad kuehle Atlantikwasser brachte die erwuenschte Erfrischung. Am fruehen Mittag erreichten wir den Hafen, in dem die Steganlage dieses Mal 100 m entfernt von der Fischfabrik liegt, von der Halbinsel Peniche. Hier sind wir nun seit Mittwoch und erkunden die Umgebung. Gestern gab es einen Grosseinkauf beim Supermarkt der Kette Lidl. 3 km mit dem Einkaufswagen bis zum Hafen mit zwei nicht unerheblichen Steigungen, brachten uns bei den hiesigen Temperaturen so richtig auf Betriebstemperatur. Der Kassierer in diesem Billigschuppen weigerte sich uns ein Taxi zwecks Transport zu bestellen, da Handy an Bord musste also geschoben werden. Bei Ankunft am Steg war der sonst eigentlich freundliche Zoellner beim Anblick des Einkaufswagens nicht so begeistert und forderte uns auf, umgehend das Teil zurueckzubringen. Wir versprachen ihm sofort nach dem Ausladen und Verstauen der ganzen guten Dinge dieses zu tun und Stefan sagte ihm auf Deutsch, er wolle erst testen, ob der portugiesische Einkaufswagen im Gegensatz zu den franzoesischen schwimmen koenne. Der Zoellner nickte wohlwollend, obwohl er Stefan anscheinend nicht richtig verstand. Was dann geschah, bleibt unser Geheimnis....

Heute ist Samstag, seit gestern Mittag blaest es mit guten 6 Windstaerken aus Sued-West, das ist leider die Richtung in die es als naechstes gehen soll. Der Wetterbericht verspricht fuer Montag einen Dreher auf Nord, welchen wir dann auch nutzen werden. Dann wird es mit der Karavane weiter nach sueden gehen. Der naechste Hafen soll Cascais kuz vor Lissabon sein. Wir verbleiben in diesem Sinne und gruessen alle Einkaufswagen dieser Meere.

last update: 07.06.19, 08:53
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